Hallo Bettina,
es freut mich, dass meine Antwort dich positiv überrascht hat. So soll es sein.
Zu den Bedenken wegen einer Reha in Zeiten von Corona kann ich dir sagen, dass eine Bekannte vorgestern auf Reha gegangen ist. Sie hatte diese im Sommer, nachdem ihr Mann krank wurde, verschoben. Was sie mir bisher geschrieben hat, gibt es wegen der Pandemie, und sie ist sehr vorsichtig, keine nennenswerten Einschränkungen, zumindest was die Verordnungen anbelangt. Lediglich im Speisesaal wird in zwei Schichten gegessen, was allerdings bei meiner Reha vor zwei Jahren sowieso schon der Fall war. Es kommt da wohl auch auf die Einrichtung an.
Ist Mannheim das nächst gelegene Sarkomzentrum zu deinem Wohnort? Wann hattest du denn die letzte Rückmeldung von dort bzw. wann wurde die zweite Patho von dort angefordert? Wenn es dir über Gebühr lang erscheint, dann frag bitte dort nach. Das habe ich im Lauf meiner Erkrankung gelernt, dass ich öfter mal von selbst die Initiative ergreife als zuvor. Selbst wenn du dich dort nicht sehr wohl gefühlt hast, vom medizinisch Fachlichen her sind es Spezialisten, und genau die brauchen wir. Auch nach der Rückmeldung von dort steht es dir aber immer noch offen, dich an ein weiteres Sarkomzentrum zu wenden. Ich würde das nur während des laufenden Prozesses nicht machen.
Zu meiner Geschichte. Ich hatte jahrelang eine Zyste an der linken Niere. Die wurde Mitte 40 im Rahmen eines checkups Ü40 festgestellt, war nur 1cm groß und hat sich in den Folgejahren auch nicht verändert, so dass ich in Rücksprache mit meinem Urologen die Überprüfung irgendwann nicht mehr machen hab lassen. Im Februar 2017 hab ich dann die Galle rausbekommen. Im Vorfeld zur OP wurde ein Ultraschall gemacht und dabei eine Zyste Niere 5cm festgestellt. Das hab ich dann beim Urologen und anschließend im CT überprüfen lassen. Und hatte Glück. Die Radiologie in unserer Kleinstadt hat im Bericht dazu, wie sich später herausgestellt hat, richtig "eine hochsuspekte Raumforderung, am ehesten Liposarkom o.ä." beschrieben. Mein Glück war, dass ich als Angestellte in unserer Kreisklinik gearbeitet und dort entsprechend alle Ärzte gekannt habe. Der Chefarzt der Chirurgie (ein begnadeter Operateur) hat mich weiterverwiesen, da er sich die Operation nicht zutraute und die Klinik auch nicht die entsprechenden Möglichkeiten hatte. So bin ich auf seine Empfehlung im Klinikum in Nürnberg gelandet und war dort in den besten Händen. Nürnberg ist ein eigenständiges großes Klinikum, arbeitet aber eng mit Erlangen zusammen, das letztes Jahr als Sarkomzentrum zertifiziert wurde. Ich hatte ziemlich ab Anfang Kontakt mit dem seinerzeitigen Lebenshaus, jetzt Deutsche Sarkom-Stiftung, habe mich aber trotz der Empfehlung für ein Sarkomzentrum für ein wohnortnahes Klinikum entschieden, da ich ein sehr familiärer Mensch bin und glaubte, ohne täglichen Besuch nach der OP nicht gesund werden zu können. In Nürnberg war ich perfekt aufgehoben. Ich hatte umfangreiche Voruntersuchungen einschließlich einer Biopsie zur genauen Bestimmung der Raumforderung (auch bei mir stand die Möglichkeit eines Lipoms im Raum), und wurde dann sechs Wochen nach dem Anfangsverdacht von dem besten aller mir vorstellbaren Chirurgen operiert. Da mein Liposarkom im hinteren Bauchraum gelegen und mit 19cm relativ groß war, hat man mir die linke Niere und Nebenniere, 50cm Dickdarm, den Hauptbeugemuskel mit dazugehörigem Nerv und die Fortpflanzungsorgane entfernt. Ich hatte ein gut differenziertes Liposarkom, wurde allerdings nur R1 operiert. Nach vier Tagen kam ich von Intensiv auf Normalstation und an demselben Tag war schon die Sozialarbeiterin bei mir. Sie hat mit mir über eine AHB (Anschlussheilbehandlung) gesprochen. Die hab ich allerdings nicht angetreten, war da noch viel zu energielos. Deswegen dann 15 Monate später eine Reha, die letztendlich auch zu meiner Verrentung geführt hat.
Ich war zum Zeitpunkt meiner Diagnose 52. Wie alt bist du denn?
Ich hab mir mal deinen Pathobericht durchgelesen. Bin allerdings ja auch nur Patientin und kein Fachmann. Was ich aber im Hinterkopf habe, ist, dass der Subtyp myxoid, der bei dir mitangeführt ist, wohl gut auf Bestrahlung anspricht. Vielleicht willst du diesbezüglich mal bei der Deutschen Sarkom-Stiftung anrufen und nachfragen? Oder dich in einem der zahlreichen webinare weiter informieren? Beim Lebenshaus anrufen hat mir zu Beginn sehr geholfen. Ich hatte damals Susanne Gutermuth als erste Ansprechpartnerin und hab mich so gut, wie der Name schon sagt, bei ihr aufgehoben und verstanden gefühlt.
Jedenfalls bin ich ein halbes Jahr später dann doch noch in ein Sarkomzentrum nach München und habe mir dort eine Zweitmeinung eingeholt. Die dortigen Ärzte waren mit der Vorgehensweise in Nürnberg einig, hätten jedoch unter Umständen vorher eine Bestrahlung gemacht, um den Tumor vor der OP zu schrumpfen. So habe ich aber diese Möglichkeit immer noch, wenn mal ein Rezidiv käme. Unendlich oft lässt sich nämlich, gerade im Bauchraum, nicht bestrahlen. Auf jeden Fall werde ich dann in ein Sarkomzentrum gehen.
Hast du schon den Grad der Behinderung beim zuständigen Versorgungsamt beantragt? Ich hoffe, dass dich die Sozialarbeiterin darauf hingewiesen hat bzw. du es selbst schon wusstest.
So, das war jetzt ein halber Roman
mit dem ich dich zugetextet habe.
Liebe Grüße
Sabine