Der Verein zur Unterstützung von Betroffenen mit Gastrointestinalen Stromatumoren, die GIST-Gruppe Schweiz, hat zum dreizehnten Mal den Wissenschaftspreis verliehen. Der mit 10.000 CHF dotierte GIST-Preis 2023 geht an Dr. Johanna Falkenhorst für ihre Arbeit: KIT AP/AL Mutations in Gastrointestinal Stromal Tumor - Emerging Mechanisms of Kinase-Inhibitor Escape.
Die Preisverleihung erfolgte am 23. November 2023 an der ”SAKK Award Ceremony” im Rahmen des Swiss Oncology & Hematology Congress (SOHC) 2023. Die Laudatio wurde von Dr. Michael Montemurro, medizinischer Beirat und Mitglied des Preiskomitees der GIST-Gruppe, gehalten.
Zusammenfassung der Arbeit
Gastrointestinale Stromatumoren sind Tumoren, die eine besondere Abhängigkeit von einem einzelnen Wachstumsfaktor, KIT, aufweisen. Diese Abhängigkeit lässt sich therapeutisch gut nutzen: Zielgerichtete Medikamente gegen den KIT-Rezeptor als mehrheitlicher Auslöser der Erkrankung haben vor über 20 Jahren die Behandlung dieser Tumoren revolutioniert. Leider ist eine Resistenzentwicklung für die meisten Patienten unausweichlich. Wenn die Erkrankung unter Medikamentenbehandlung wächst, lassen sich häufig weitere, „sekundäre“, Mutationen nachweisen, die die Bindung der Hemmstoffe abschwächen und damit das tumortreibende Signal von KIT wiederherstellen.
Die in diesem Jahr mit dem GIST-Preis ausgezeichnete Arbeit konnte zeigen, dass unter dem Selektionsdruck verschiedener Therapien Zellen mit einer Super-Resistenz der KIT-Rezeptoren angereichert werden, gegen die aktuell nur lokale Behandlungsmöglichkeiten, also eine Operation oder Strahlentherapie, eingesetzt werden können.
Diese Super-Resistenz ist bedingt durch das gleichzeitige Vorkommen von Mutationen in dem AP und dem AL-Bereich des KIT-Rezeptors, weswegen diese Mutationen AP/AL-Mutationen genannt werden (AP/AL gesprochen „apple“ – AP ATP-binding pocket, AL activation loop).
Die Preisträgerin konnte gemeinsam mit Kolleg:innen zeigen, dass diese AP/AL Gen-Variante im Zuge der effektiven Hemmung von Sekundärmutationen relevant wird und bei der Hälfte aller Patienten nach Progression unter Ripretinib, dem zugelassenen 4.-Linienmedikament, nachweisbar waren.
Auf Basis dieser Erkenntnisse und anhand der neu etablierten Zellkultur-Modelle kann die weitere Medikamententherapie vorangetrieben werden.
Das Manuskript “KIT AP/AL Mutations in Gastrointestinal Stromal Tumor: Emerging Mechanisms of Kinase-Inhibitor Escape” entstand durch die internationale Zusammenarbeit mehrerer Sarkom-Zentren und wurde zur Veröffentlichung in der hochrenommierten Fachzeitschrift Journal of Clinical Oncology angenommen.
Englische Version der Medienmitteilung von der SAKK
Hintergrundinformationen
Gastrointestinale Stromatumoren (GIST)
Gastrointestinale Stromatumoren (GIST) sind eine seltene Krebserkrankung des Magen-Darmtrakts. Sie gehören zu den Sarkomen, einer Gruppe von bösartigen Tumoren, die in Bindegewebe, Knochen und Muskeln vorkommen. Die Krankheit tritt bei zirka 10 bis 15 Menschen pro 1 Million Einwohner pro Jahr auf. Etwa 40 bis 70 Prozent der GIST-Primärtumoren entstehen im Magen, 20 bis 40 Prozent im Dünndarm und 5 bis 15 Prozent im Dickdarm und Mastdarm. GIST darf nicht verwechselt werden mit den viel häufigeren Krebserkrankungen des Magen-Darmtrakts, die unter den Begriff Karzinome fallen. GIST machen nur etwa zwei Prozent aller Krebserkrankungen im Bereich des Magen-Darmtrakts aus. Karzinome können zwar an den gleichen Stellen auftreten wie GIST, ihre Herkunft und Behandlung sind aber völlig verschieden.
GIST-Gruppe Schweiz
Die GIST-Gruppe Schweiz ist eine Organisation zur Unterstützung von Betroffenen mit Gastrointestinalen Stromatumoren (GIST). Sie unterstützt alle Bemühungen zur Verbesserung der Therapie von GIST. Dazu vergibt die GIST-Gruppe unter anderem einen jährlichen Preis an Organisationen oder Personen, die sich für dieses Ziel einsetzen. Ausgezeichnet werden Vorträge, Publikationen, Podiumsdiskussionen, wissenschaftliche oder gesellschaftsrelevante Projekte. Der Preis ist mit 10‘000 Franken dotiert und wird durch die GIST-Gruppe Schweiz ausgerichtet.
Weitere Informationen: www.gist.ch,
SAKK
Die Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für Klinische Krebsforschung (SAKK) ist eine Non-Profit Organisation, die seit 1965 klinische Studien in der Onkologie durchführt. Ihr wichtigstes Ziel ist es, neue Krebstherapien zu erforschen, bestehende Behandlungen weiterzuentwickeln und die Heilungschancen von krebskranken Patienten zu verbessern. Dies geschieht durch Kooperationen innerhalb der Schweiz und in Zusammenarbeit mit ausländischen Zentren und Studiengruppen. Als Non-Profit Organisation führt die SAKK auch Studien im Bereich seltener Krebserkrankungen durch. Mehr Informationen unter: www.sakk.ch, .
Medienkontakte
Dr. Michael Montemurro, Mitglied des Preiskomitees und Medizinischer Beirat GIST-Gruppe Schweiz,
SAKK: Sarah Nyffeler, Head Communication, oder Petra Streit, Senior Communication Manager,