Sarkom Verena 2Jahrgang 76 darf nicht sterben (und alle anderen natürlich auch nicht)

Ich kann mich noch genau erinnern, wie meine Sarkomgeschichte anfing. Es war Ostern 2018 und beim Duschen habe ich einen Knubbel in der Leistengegend gespürt. Diesen habe ich direkt nach Ostern bei meiner Frauenärztin (Jahrgang 76) abklären lassen. Sie hat mich an einen Chirurgen weitergeleitet und ein paar Wochen später wurde der Knubbel ambulant entfernt. Der Chirurg hat mir nach der OP direkt gesagt, dass er sowas noch nie gesehen hat und eine Woche später kam dann der Anruf - ich solle doch bitte zur Ergebnisbesprechung in die Arztpraxis kommen.

Mir war sofort klar, dass das kein gutes Zeichen war. Die Diagnose hat mich dann aber umgehauen: Leiomyosarkom-Metastase. Von Sarkomen hatte ich noch nie gehört. Natürlich habe ich es dann direkt gegoogelt - Metastase ohne Primärtumor ist keine Diagnose, die man erhalten möchte. Der Chirurg hat direkt einen Termin beim niedergelassenen Onkologen gemacht. Noch vor dem Termin kam aber ein erlösender Anruf von der Praxis des Chirurgen - es handelt sich laut Histologie doch um den Primärtumor. Den Anruf hat eine Angestellte, auch Jahrgang 76, gemacht, die die ganze Zeit ungläubig auf mein Geburtsdatum geschaut hat - Jahrgang 76 darf doch noch nicht sterben!  Wir haben bis heute regelmäßig Kontakt.

Kurz danach hatte ich den Termin beim Onkologen - mein Fall kam ins Tumorboard und ich wurde nochmal nachoperiert, da die ambulanten Entfernung ohne Sicherheitsabstand stattgefunden hat. Diese OP hat Folgen bis heute - aber das Ergebnis war beruhigend - mein Gewebe rund um die entfernte Tumorstelle war krebsfrei.

Seit 2018 wurde ich dann alle 6 Monate per Ultraschall kontrolliert - es konnte nichts mehr festgestellt werden. Vier Jahre krebsfrei - ich dachte, ich kann die ganze Geschichte hinter mir lassen.

2022 stolperte ich durch Zufall über die Geschichte von Elke bei der Sarkomstiftung - sie hatte auch einen Knubbel in der Leiste, auch ein Leiomyosarkom und der Primärtumor war unentdeckt an der zuvor entfernten Gebärmutter. Mir wurde 2016 die Gebärmutter aufgrund von unzähligen gutartigen Leiomyomen entfernt. Mir fiel es wie Schuppen von den Augen. An dieser Stelle zeigt sich, wie wichtig es ist, unsere Geschichten zu erzählen!

Das Schicksal ist ein mieser Verräter. Nur ein paar Wochen später, kurz nach den Osterfeiertagen 2022 hatte ich auf einmal starke Schmerzen im Unterbauch, landete in der Notaufnahme und wurde glücklicherweise von meinem Hausarzt ins MRT geschickt. Und da war er - ein Tumor an den Eierstöcken. Dieser wurde mir inklusive Eierstöcke im Mai 2022 im Uniklinikum Mannheim entfernt und so kam ich auch mit dem Sarkomzentrum Mannheim in Kontakt. Die Histologie hat ungewöhnlich lange gedauert und zu guter Letzt wurde der Tumor als Rezidiv eingestuft. Die erste Diagnose war also korrekt - der Primärtumor war unentdeckt an meiner Gebärmutter.

Das Sarkomzentrum schickte mich zur Kontrolle nochmals ins MRT und CT und dann kam der nächste Schock. Die Radiologin (Jahrgang 76) erklärte mir, dass im Bauch- und Beckenraum mehrere auffällige Bereiche zu sehen sind und in der Lunge wurde eine Metastase gefunden wurde. Daraufhin wurde meine Metastasenprobe von 2018 nochmal auf Hormonsensivität hin untersucht - Ergebnis positiv. Seitdem werde ich mit einem Aromatasehemmer behandelt, habe alle Wechseljahrsbeschwerden, die man sich vorstellen kann - aber: ich lebe und seit Herbst 2023 zeigt das MRT und CT auch keine Krebsherde mehr an. Ich bin zur Zeit krebsfrei! Jahrgang 76 wird nicht so schnell sterben, sondern hat noch ein langes, schönes Leben vor sich. Ich kann wieder auf Reisen gehen und meinem Hobby, der Fotografie nachgehen. Arbeiten ist dank Homeoffice auch kein Problem.

Herzliche Grüße aus Ludwigshafen,
Julia