Sibel Selen ist eine aufstrebende Frankfurter Modedesignerin, die nachhaltige, umweltfreundliche und faire Mode entwirft und vertreibt. Vor wenigen Monaten hat Sibel ihre Mutter an Krebs – einem Sarkom – verloren.
Sibel, erzähle uns von Dir!
Hi, ich bin Sibel, 33 Jahre, lebe in Frankfurt und habe Modedesign studiert. Nachdem ich meine Ausbildungen zur Mode-Illustratorin und zur Projektmanagerin absolviert habe und zwölf Jahre in der Modebranche tätig war, habe ich im Juli 2019 meinen eigenen Onlineshop für bezahlbare, nachhaltige, umweltfreundliche, moderne und faire Fashion eröffnet.
Parallel habe ich von der Diagnose meiner Mutter erfahren – einem Sarkom! Diese seltene bösartige Krebserkrankung hat das Leben unserer Familie und vor allem das Leben meiner Mutter auf den Kopf gestellt. Schleichend und tückisch machte sich die Krankheit bemerkbar – leider kam jede Hilfe zu spät. Nach der Diagnose des Krebses meiner Mutter habe ich mich der Pflege, sprich der palliativen Pflege meiner Mutter gewidmet. Auch meine drei Geschwister waren eine große Hilfe, wir haben alle an einem Strang gezogen, um die bestmögliche medizinische Fürsorge zu bekommen.
Du hast Deine Mutter verloren – warum möchtest Du Dich dennoch engagieren?
Mir war bereits früh bewusst, dass ich mit meiner Mode mehr will, als Menschen nur anzuziehen. Durch die Krebserkrankung meiner Mutter und die damit einhergehenden Hürden wurde mir schnell bewusst, auf welchen Ebenen Frauen Unterstützung brauchen.
Sarkome müssen von Spezialistinnen/Spezialisten* diagnostiziert und behandelt werden. Sich mit dem Thema auseinandersetzen, mit den Ärzten zu sprechen und die Behördengänge zu erledigen, war sehr aufwendig und anstrengend. Deshalb war ich sehr froh, das „Lebenshaus GIST/Sarkome“ gefunden zu haben, heute die „Deutsche Sarkom-Stiftung“. Sie ist die erste, kompetente Anlaufstelle für Sarkom-Patientinnen/-Patienten und auch Angehörige. Die Stiftung setzt sich u.a. für Forschung, verbesserte Behandlungs- und Versorgungsqualität von Sarkom-Patienten ein, unterstützt aber auch aktiv Betroffene und Angehörige.
Da wir Geschwister wussten, wie es um unsere geliebte Mutter steht, nutzten wir die kostbare Zeit miteinander und genossen jede Minute. Die Allgegenwärtigkeit ist deshalb so wichtig.
Wie bringst Du Mode und soziales Engagement zusammen?
Meine Idee war, etwas Gutes für die Umwelt und für Krebserkrankte zu tun.
Zusammen mit meiner Mutter habe ich meine Kollektion im Krankenhaus oder bei mir im Atelier entworfen. Meine Mutter war für die Produktgruppe Strick zuständig, sie konnte so toll stricken. Da es manchmal Engpässe im Pflegebereich des Krankenhauses gab, half ich dort aktiv mit. Gemeinsam überbrückten wir die Zeit mit Mode und schauten auch gerne zusammen „Shopping Queen“, da es unterhaltsam und lustig war. Stricken, nähen, sprich die Mode ist deshalb für mich nicht oberflächlich: Sie kann wie Therapie sein und stellt eine zwischenmenschliche Verbundenheit her.
Wie unterstützt Du die Deutsche Sarkom-Stiftung konkret?
In Erinnerung an meine Mutter habe ich an der Sendung „Shopping Queen“ teilgenommen. Die Sendung wird vom 9. bis 14. März 2020 ausgestrahlt. In diesem Zeitraum reduziere ich meine Produkte um 15-25 Prozent. Wer in diesen Tagen in meinem Online-Shop Pure Sence einkauft, unterstützt automatisch die Deutsche Sarkom-Stiftung.
Darüber hinaus habe ich ein Shirt entworfen, zu dem mich die Situation meiner Mutter inspiriert hat: Ich versuche, das Verständnis für Mode in einen Realitätsbezug zu setzen. Das khaki-grün designte T-Shirt im Online-Shop kann würdevoll im Rahmen einer Chemotherapie getragen werden, ohne dass betroffene Frauen sich dafür entblößen müssen. Das T-Shirt ist hautfreundlich und weich. Beim Kauf des Shirts spende ich die Hälfte des Erlöses an die Deutsche Sarkom-Stiftung.
Liebe Sibel, wir bedanken uns ganz herzlich für Deinen Einsatz und Deine wertvolle Unterstützung!
Sibel Selen, pure sence -premium Fairtrade Fashion
* In zertifizierten Sarkom-Zentren
Fotos: Sibel Selen/privat