Der Glaube an die Zukunft - Sieben Jahre später

Sarkom Dieter beim RadfahrenFür mich ist es wichtig, ab und zu in den Spiegel zu schauen und mich und mein Verhalten in Frage zu stellen. Denn ich, und niemand anderes, bin verantwortlich für mich selbst. Dazu gehört auch positiv in die Zukunft zu blicken. Und wenn´s mal ganz dunkel um einen herum ist. Einfach mal umdrehen und nach dem hellen Punkt suchen. Er ist da. Man muss nur bereit sein, ihn zu sehen.

 

So endete meine erste Mut Mach Geschichte.

Heute, 7 Jahre später, will ich mal zurückblicken.

Was hat sich getan in all den Jahren ?

Nun, mir geht es nach wie vor gut. 1 mal pro Jahr ging ich zum Radiologen um meine Lunge überprüfen zu lassen. Glücklicherweise gab es jeweils keine Veränderung zum Ergebnis des Vorjahres. Nach fünf Jahren endeten auch die Besuche im Sarkomzentrum. Man sieht mich nun als geheilt an.

Mit einem amputierten Unterschenkel war ich als 100% behindert eingestuft. Jedoch nur für 5 Jahre. Das habe ich nicht verstanden. Denn mein Bein wächst ja nicht nach. Also fragte ich nach und bekam anstandslos eine unbeschränkte Verlängerung.

Das tägliche Leben gestaltete sich vollkommen normal. Mit 65 beendete ich meine Aufgabe als Vertriebsleiter und konnte mich nun den Dingen widmen, die vorher zu kurz gekommen waren.

Mein Wunsch, wieder mal Tennis spielen zu können, ging leider nicht in Erfüllung. Der Wadenmuskel verkümmerte im Laufe der Zeit. Dadurch war die Passform des Prothesenschaftes nicht mehr optimal. Zum Toleranzausgleich musste ich Strümpfe verschiedener Dicke über meinen Stumpf ziehen. Längere Wanderungen waren auch nicht mehr möglich. Schon nach kurzer Strecke musste ich mein Bein entlasten. Durch die Relativbewegung des Stumpfes im Prothesenschaft gab es zu viel Druck auf die Gefäße. Das war schmerzhaft. Deshalb fahre ich lieber mit dem Rad. Das geht problemlos.

In den nächsten Wochenerhalte ich eine neue Prothese. Ich gehe davon aus, dass die Passform dann wieder ok ist. Wir werden sehen…

Im Laufe der Zeit fand ich den Alltag doch etwas eintönig. Gut, ich habe zuhause alles Mögliche  organisiert. Neue Küche, neues Bad, Gartenarbeit und was es sonst noch alles im Haushalt an handwerklichen Dingen zu tun gibt.

Also bewarb ich mich mit 67 als Hausmeister in einer mittelständischen Firma. Als Montageleiter für ein wichtiges Entwicklungsprojekt wurde ich eingestellt. Das war eine Herausforderung. Dass ich ein amputiertes Bein habe, war kein Problem. Nicht für die Firma und auch nicht für mich.

Als das Projekt abgeschlossen war, bot man mir den Job als Hausmeister wieder an. Das mache ich bis heute halbtags. Es ist wie ein Hobby und gibt mir Zuversicht und Vertrauen. Auch den Verantwortlichen in der Firma bin ich dankbar, mir vertraut zu haben.

Daneben bin ich seit Jahren in einem Gesangverein im Vorstand für das Veranstaltungsmanagement zuständig. Auch hier zeigt sich, wie schön es ist, in einer sozialen Gemeinschaft mitmachen zu können. 

Alles hat sich vollkommen normal eingespielt. Keiner spricht mehr von meiner Behinderung. Man wird schon mal gefragt, wie es einem geht und dann auch dafür gelobt, wie positiv man mit seiner Behinderung umgeht.

Was soll ich weiteres sagen. Mit geht´s gut. Das Leben ist schön. Und ich hoffe dass es so bleibt.

Man kann selbst etwas dazu tun. Man muss nur bereit dazu sein.

Ich weiß, dass das einfach gesagt ist. Das tägliche Leben ist leider nicht immer so einfach. Deshalb ist es meiner Ansicht nach wichtig, selbst aktiv zu werden. Darauf zu warten, dass einem jemand anderes hilft, wird nicht zum Erfolg führen.

In diesem Sinne wünsche ich positives Denken und den Glauben an die Zukunft.

Dieter, 2012 - 63 Jahre
Leiomyosarkom rechter Fuß